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Lebenshilfe Wetterau e.V. - News

NEUES aus der LEBENSHILFE. Gemeinsam was besonderes - Geschwisterkind mit Behinderung


In unserem nächsten Bericht geht es um Geschwister

Wie ist es wenn der Bruder behindert ist?
Was ist anders bei Euch .
Nils erzählt über das Leben mit seinem Bruder Moritz, beide sind jetzt erwachsen.

Für unsere 1. Ausgabe 2020 "NEUES aus der LEBENSHILFE WETTERAU" haben wir das Geschwisterthema als Schwerpunkt gewählt. Wir haben Geschwisterkinder und auch Eltern gebeten uns davon zu erzählen. Diese ganz besondere Reihe werden wir jetzt nach und nach veröffentlichen. Wenn Ihnen die Beiträge gefallen oder Sie etwas dazu schreiben möchten, nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf:

carmen.bleck@lebenshilfe-wetterau.de 

 

Dieser Bericht wird unterstützt durch die Anzeige der Firma STEFAN RAAB Wüstenrot.

 

Die Anzeigenpartner von "NEUES aus der LEBENSHILFE WETTERAU" unterstützen uns auch bei dieser Online-Variante. DANKE dafür.

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In unserem nächsten Artikel lernen wir 2 Brüder kennen, beide mittlerweile erwachsene Männer 


Wir sind alle stolz auf Moritz und seinen Optimusmus

Als Moritz geboren wurde, war ich 12 Jahre alt. Mit der Information, dass mein Bruder das Down-Syndrom haben wird, hatte ich Schwierigkeiten umzugehen. Einerseits wurde gesagt, dass er behindert sein wird, andererseits hieß es, dass es gar nicht schlimm wäre. So sagte ich einer Klassenkameradin, die nachfragte, ob mein Bruder eine Behinderung haben werde, dass dem nicht so sei. Abgesehen von dieser Verunsicherung erinnere ich mich aber an keine negativen Momente, die ich in Bezug auf die Behinderung meines Bruders hatte. Als kleines Baby fiel er vor allem dadurch auf, dass er quasi nie schrie und immer sehr interessiert in die Welt schaute. Ich habe mich ihm von Anfang an sehr verbunden gefühlt und mich immer sehr gerne mit ihm beschäftigt. So habe ich ihm gerne abends noch Lieder vorgesungen und ihn ins Bett gebracht.

Eine besondere Zeit war es für mich, wenn ich mit Moritz und unserer Mutter auf Reisen gegangen bin. Wir waren zu dritt ein super Team und haben viel erlebt. Auf dem Bild sieht man Moritz und mich auf der Karibikinsel Martinique.

Solange wir noch zuhause unter einem Dach gelebt haben, habe ich mich gut mit Moritz verstanden. Natürlich hatte ich meine eigenen Themen in der Pubertät, aber ich habe viel Spaß mit Moritz gehabt. Besonders viel gelacht haben wir, wenn wir aus Spaß miteinander gerungen haben. Mittlerweile ist er so stark, dass ich kaum noch eine Chance gegen ihn habe.

Ich bin mir sicher, dass es vor allem zwei Gründe gibt, die dafür gesorgt haben, dass ich Moritz Behinderung niemals als bedeutend empfunden habe. Zum einen erscheinen einem die Entwicklungsschritte, die das Kind durchlebt wohl als sehr angemessen, wenn man sie Tag für Tag verfolgt und nicht unmittelbar den Vergleich zu „normalen“ Kindern sieht. Auf der anderen Seite haben unsere Eltern uns immer das Gefühl gegeben, dass wir stolz auf Moritz sein können. Scham, Ablehnung oder Trauer waren niemals ein Thema, sondern vor allem ein starkes Vertrauen und ein Optimismus, dass es alles seine Richtigkeit hat.

Wenn ich Moritz jetzt begegne bin ich immer begeistert, welche Fähigkeiten er hat und was für ein toller Mensch er ist. Ich wünschte mir manchmal, dass ich häufiger zuhause sein könnte, um mit ihm in die Natur zu gehen, mit ihm zu werkeln und einfach Zeit mit ihm zu verbringen.

Aktuell lebt Moritz noch bei unseren Eltern und hilft ihnen im Alltag. Ich finde es toll, dass sie als Team weiterhin so gut zusammenarbeiten. Und trotzdem frage ich mich manchmal, welchen Weg Moritz gehen wird, wenn unsere Eltern nicht mehr leben. Und gleichzeitig weiß ich, dass er mit einem großen Optimismus und einem Selbstbewusstsein ausgestattet ist, dass er immer einen guten Weg für sich finden wird. Ich werde immer für ihn da sein!

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