NEUES aus der LEBENSHILFE - Ich lebe meinen Traum und mache jetzt abBi
Julia weiss genau was sie will.
Sie will eine Ausbildung machen.
So einfach geht das nicht mit Behinderung - sagen viele.
Doch jetzt klappt es.
Julia wird nach der Schule ein "abBi "machen. Eine "alternative berufliche Bildung" beim IB (Internationale Bund).
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carmen.bleck@lebenshilfe-wetterau.de
Dieser Bericht wird unterstützt durch die Anzeige der Firma COMPACT UNTERNEHMENSGRUPPE.
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Nach der Schule - mach ich abBi …..
Die 19-jährige Julia besucht die inklusive Sophie-Scholl-Schule Gießen und wird dort nach dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung unterrichtet. Es ist ihr letztes Schuljahr, denn im Sommer endet ihre Schulzeit. Einen Berufswunsch hat sie schon lange: sie möchte in der Hauswirtschaft und Betreuung einer Altenpflegeeinrichtung arbeiten. Durch Langzeitpraktika in verschiedenen Altenpflegeeinrichtungen, die ihr das InkA-Team vermittelt hat, kennt Julia die Tätigkeiten in diesen Bereichen bereits und weiß daher, was sie erwartet.
Aber ein Gutachten des Psychologischen Dienstes der Agentur für Arbeit wird aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem Schluss kommen, dass Julia aufgrund ihrer Behinderung nicht ausbildungsfähig ist. Die Besprechung des Gutachtens steht auf Grund der aktuellen Corona-Maßnahmen noch aus. Doch im ersten Feedbackgespräch nach der Testung wurde bereits eine berufliche Bildung in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen empfohlen.
Entsprechende Bildungsangebote gibt es in der Wetterau bisher ausschließlich von Trägern, die auch Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) betreiben. In diesen sogenannten Berufsbildungsbereichen der Werkstattträger lernen die jungen Menschen unterschiedliche Arbeitsfelder einer WfbM kennen, durchlaufen verschiedene Ausbildungseinheiten und qualifizieren sich nach max. 27 Monaten für das Arbeitsleben. Nach der beruflichen Bildung folgt ganz überwiegend auch ein Arbeitsverhältnis in der WfbM. Lediglich eine verschwindend geringe Anzahl junger Menschen schafft nach dem Berufsbildungsbereich den Weg in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.
Doch Julia möchte auf gar keinen Fall in einem Berufsbildungsbereich einer Werkstatt ausgebildet werden. Sie hat während ihrer Schulzeit eine WfbM kennengelernt und kann sich auf keinen Fall vorstellen, dort zu arbeiten. Julia ist inklusiv aufgewachsen und zur Schule gegangen, erlernt Querflöte in der Musikschule, ist Mitglied in einem Turnverein. Daher kann sie nicht verstehen, dass ihre berufliche Entwicklung sie nun in eine WfbM führen soll.
Doch bisher gab es für junge Menschen wie Julia im Grunde keine Alternative zur beruflichen Bildung über einen WfbM-Träger. Es gibt zwar in der Wetterau unterschiedliche Berufsbildungsangebote der Werkstattträger, aber bisher kein Angebot eines „Nicht-Werkstattträgers“. Junge Menschen sollten aber verschiedene Möglichkeiten der beruflichen Bildung zur Auswahl haben und dann selbst entscheiden können, wie und mit wem sie die ersten beruflichen Schritte nach der Schulzeit gehen möchten. Keinesfalls darf dies ein automatischer Weg sein. Deshalb setzt InkA sich schon länger dafür ein, auch im Bereich der beruflichen Bildung Wahlmöglichkeiten zu schaffen und mehr Teilhabe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Mit dem Internationalen Bund (IB) fand InkA einen Träger, der sich bereits seit Jahren erfolgreich im Bereich soziale Arbeit und berufliche Bildung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in der Wetterau engagiert. Eine WfbM betreibt der IB im Wetteraukreis nicht. Zukünftig ist mit der alternativen beruflichen Bildung namens abBi nun auch die berufliche Bildung junger Menschen mit Behinderungen ein wichtiger Baustein in der Bildungsarbeit des IB am Standort in Friedberg. Bei der konzeptionellen Ausarbeitung dieses Bausteins stand und steht InkA dem IB beratend zur Seite. Im September 2020 startet mit abBi eine Alternative zur beruflichen Bildung in einer WfbM bzw. über einen Werkstattträger.
AbBi ist für junge Menschen mit Behinderungen gedacht, die sich nicht in einem Berufsbildungsbereich eines Werkstattträgers, sondern über ein alternatives Angebot auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beruflich orientieren und qualifizieren möchten. Das Bildungsangebot ist individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten und zeichnet sich durch eine Kombination aus Phasen der Potenzialfeststellung, der beruflichen Orientierung, Qualifizierung, Vorbereitung und Reflexion aus. Erfahrungen aus bisherigen Praktika finden ebenso Berücksichtigung wie die Wünsche, Stärken und Fähigkeiten der Teilnehmer. Die berufliche Orientierung und Qualifizierung der jungen Menschen finden ausschließlich in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes statt und werden von erfahrenen Jobcoaches individuell und bedarfsorientiert gestaltet, unterstützt und begleitet. An den regelmäßigen Reflexions- und Entwicklungstagen werden die individuellen Kompetenzen der jungen Menschen weiter ausgebaut und gestärkt. Ziel der über längstens 27 Monate laufenden Bildungsmaßnahme ist die Übernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.
Alle Infos zu abBi im folgenden Flyer
Julia jedenfalls ist erleichtert, dass sie ihre berufliche Bildung nun außerhalb einer WfbM und unabhängig von einem Werkstattträger absolvieren kann. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe junger Menschen macht sie sich ab September 2020 auf den Weg in die berufliche Inklusion und absolviert ihr ganz persönliches abBi.
InkA wünscht ihr und allen Teilnehmern viel Erfolg und freut sich sehr über das neue Bildungsangebot. Zukünftig haben junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf eine weitere Wahlmöglichkeit für ihre berufliche Bildung.
Wir werden weiter berichten….
Ihr InkA-Team
Auch in der Wetterauer Zeitung vom 09. Mai 2020 wurde das neue abBi Angebot vom IB vorgestellt. Hier geht es zum Artikel